UWG Schalksmühle
 
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Lüften statt Lüfter? (Ein Beitrag von Klaus Nelius)

Schulen und KiTas öffnen wieder - AHAL-Regeln, Masken, Schnelltests, Impfen, Lüften - das sind die Ansätze, mit denen die Infektionsgefahr in Schulen und KiTas klein gehalten werden soll. Wir beobachten seit geraumer Zeit kein substantielles Sinken der Infektionszahlen, eher eine "Seitwärtsbewegung" mit einem täglich schwankendem Wert auf nahezu konstant hohem Niveau. Da nahezu alle öffentlichen Kontaktmöglichkeiten stark beschränkt sind, liegt es nahe, dass die Ursache der Infektionen bei privanten Kontakten zu suchen ist. Wenn sich Familien, Freunde oder Bekannte in gößerem Rahmen ohne Beachtung von Abstand, Masken- und Hygieneregeln treffen, haben gerade die ansteckenderen Mutationen des Corona-Virus ideale Bedingungen zur Ausbreitung. Kinder bilden bei der Infektion und vor allem der Übertragung keine Ausnahme, können Infektionen ohne starke Symptome in KiTas und Schulen tragen. ErzieherInnen und LerherInnen arbeiten mit der Öffnung am Limit, krankheitsbedingte Ausfälle können nichtg oder kaum kompensiert werden (vgl. Bereicht AA, Ortsteil Schalksmühle, vom 25.02.2021). Schnelltests sollen die Lösung werden, genauso wie die Impfungen von Lehrer(innen) und Erzieher(innen). Kinder werden nicht geimpft, sie können das Virus unbemerkt auf andere Kinder in ihrer Gruppe übertragen, die es wiederum in ihre Familien bringen können. Eine Hauptursache bei der Übertragung spielen Aerosole, feinste Tröpfen, die wir beim Atmen in die Luft abgeben und als Träger von Viren für deren Verbreitung im Raum sorgen. Durch regelmäßiges, intensives Lüften soll die Konzentration immer wieder abgesenkt werden. Bei warmen Wetter und guten Lüftungsmöglichkeiten, am besten als Querlüften, sicher kein Problem. Aber sonst?

Hätte man nicht schon früher mit technischer Unterstützung das Risiko minimieren und evtl. sogar den kompletten Schullockdown vermeiden können? Wären nicht leistungsfähige Raumlüfter - zumindest in Schulen - ein weiterer, wichtiger Baustein in der Verminderung der Ansteckungsgefahr, indem sie im laufenden Betrieb eine gefährliche Aerosolkonzentration erst gar nicht entstehen lassen?

Bereits im Okober wurde die Problematik des Lüftens im Winter angesprochen, wurden von verschiedenen Stellen Hochleistungslüftgeräte mit hochwirksamen Filtern als Ergänzung zum Lüften ins Spiel gebracht. Als wesentlichder Infektionsübertrager warem dieAerosole in den Fokus geraten. Ihre Konzentration gering zu halten sollte das Ziel sein. Deshalb gab das Umweltbundesamt ja auch die Lüftungsregeln als Vorgabe heraus, wobei einzig ein Querlüften über eine ausreichend große Öffnungsfläche bei den Fenstern den Luftaustausch innerhalb kurzer Zeiten garantiert. Bei kleineren Fenstern oder Fensern, die sich lediglich in Kippstellung bringen lassen und fehlender Querlüftung dauert es entsprechend länger. Wissenschaftler wiesen nach, dass ausreichend groß dimensionierte Lüfter einen aerosolgefüllten Raum innerhalb von 20 - 30 Minuten aerosolfrei bekommen und damit schon länger brauchen, als bei einem optimalen Querlüften. ABER: werden diese Filter dauerhaft eingesetzt, entsteht die hohe Aerosolkonzentration gar nicht erst! Natürlich muss man auch dann lüften, aber nur noch, um die Sauerstof-zu-Kohlendioxid-Konzentration wieder zu verbessern, sprich: um "verbrauchte" Luft gegen "frische" Luft auszutauschen. Gebäude, die über einegeregelte Raumlufttechnik verfügen, d.h., bei denen über Lüftungsanlagen verbrauchte Luft abgesaugt und frische Luft nachgefüht wird, erzielen den gleichen Effekt, benötigen also keine zusätzlichen Lüfter. Hätte man im Herbst alle Klassenräume in Deutschland mit entsprechenden Lüftern ausgestattet, wären zwar Kosten von geschätzt 1,5 Mrd. Euro entstanden, aber man hätte möglicherweise den vollständigen Lockdown von Schulen vermieden. Und was sind 1,5 Mrd. Euro für Bildung/Schulen verglichen mit den 220 Mrd. Euro, die zur Stüzung von Industrie, Reiseveranstaltern, Luftfahrtunternehmen, Automobilherstellern und in Einzelhandel/Gastronomie aufgebracht wurden?
Man mag spekulieren, ob die föderale Kompetenzzuordnung zwischen Bund und Ländern, die viel zu umständliche und aufwändige Bürokratie oder schlicht das finanzielle Argument ausschlaggebend war und ist: bis jetzt hält das Umweltbundesamt an seiner Linie "Lüften statt Lüfter" fest, wie erst jüngst in einem Pressebericht ("Was schützt Schüler vor dem Virus?") zu lesen war. Begründet wird das mit einer Messung, die belegen soll, dass selbst 4 Lüfter nicht den Effekt haben, den intensives Lüften bringt. Dass das Amt dabei 4 deutlich schwächere, aber preiswertere Lüfter bei den Messungen verwendet hat, die zudem bauartbedingt auch noch deutlich lauter und damit störender sind, wird nicht erwähnt. Hochleistungslüfter schaffen die nötige Volumenmenge eines Klassenraumes schon im unteren Leistungsbereich bei einer Lautstärke von 40dB, also leise genug, um neben den normalen Geräuschen im Unterricht nicht als wirklich störend empfunden zu werden. Der Vorbeugeeffekt von Lüftern, d.h., die Verhinderung hoher Aerosolkonzentrationen, wird in dem Artikel erst gar nicht erwähnt...
Ich hatte mit den obigen Argumenten und Überlegungen für die UWG vorgeschlagen, über die Anschaffung von Hochleistungslüftern (Preis ca. 3000€ pro Stück für Kommnen) für Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit nachzudenken. Dieser Vorschlag wurde von der Verwaltung und den anderen Ratsfraktionen mit Verweis auf die Stellungnahme der Bundesumweltamtes nicht unterstützt. Das muss man als demokratischen Prozess akzeptieren. Schade bleibt es dennoch, weil eine Chance vertan wurde, jetzt und sinnvoll zu handeln und nicht erst auf Weisungen oder Vorgaben von Land und Bund zu reagieren. Solche Filter würden auch Allergikern helfen - und spätestens im kommenden Herbst die zu erwartenden Infektionen mit Grippe oder Corona-Viren minimieren. Denn wie sagen es führende Wissenschaftler treffend: "Wir werden die Viren nicht ausrotten können, wir müssen lernen, mit ihnen zu leben." Das Lernen beginnt am besten jetzt, nicht erst, wenn es (wieder mal) zu spät ist!

Quellen:

Presseartikel vom 22.02.2021, zum Vergrößern und Lesen einfach anklicken!



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